Selbstkochen statt Barfen?

Der grundsätzliche Unterschied liegt aus meiner Sicht nur in der Art der Zubereitung vor dem Füttern: gekocht oder roh. Die Zutaten sollten in beiden Fällen nach dem „Beutetierprinzip“ zusammengestellt werden und qualitativ hochwertig sein.

Eine Ausnahme gibt es aber bezüglich der Zutaten: fleischige Knochen dürfen nur roh verfüttert werden! Beim Kochen werden nämlich Stoffe wie das für die Elastizität verantwortlich Kollagen ausgeschwemmt. Das macht die Knochen poröser, so dass sie leichter splittern. Für Hund oder Katze kann das wirklich gefährlich werden und im schlimmsten Fall zu Verletzungen in der Speiseröhre oder den Darmwänden führen.

Was unterscheidet Rohfutter und gegartes Futter?

Beim Kochvorgang werden die Zutaten verändert. In Bezug auf Fleisch bzw. Proteine bedeutet das: unter Einwirkung von Hitze denaturiert Eiweiß, das ist bekannt. Die Proteinstrukturen innerhalb der Muskelfasern ziehen sich zusammen und die Bindung des Wassers in den Zellen geht verloren. Man sieht die optische Veränderung des Garguts. Auch schrumpft das Fleisch und Fleischsaft sowie Fett treten aus. Je nach Art des Fleisches mehr oder weniger.

Für die Vitamine bedeutet das Kochen, dass wasserlösliche Vitamine ausgeschwemmt werden und in der ausgetretenen Flüssigkeit landen. Hitzestabile Vitamine wie Vitamin B2, Biotin und die fettlöslichen Vitamine A, D, E und K gehen beim Kochen nicht so stark verloren. Hitzeempfindliche Vitamine wie B1, B6, B12 oder Vitamin C leiden dagegen sehr unter der Erhitzung. Gleiches gilt für viele Enzyme. Das Kochwasser sollte man aus diesen Gründen unbedingt dem Futter beifügen, um einerseits Flüssigkeitsverlust auszugleichen und anderseits die ausgeschwemmten Vitamine zu retten.

Wichtig ist auch: Man muss die hitzeempfindlichen und/oder wasserlöslichen Vitamine unbedingt im Auge behalten. Von Zeit zu Zeit einen Vitamin B-Komplex oder Bierhefe zuzufüttern ist empfehlenswert.

Da beim Selberkochen die fleischigen Knochen entfallen, sofern sie nicht roh zugefüttert werden, sollte Calciummangel durch die Ergänzung von Fleischknochenmehl, Eierschalenmehl oder Algenkalk entgegengewirkt werden. Aber Vorsicht: Calciumüberversorgung ist auch schädlich!

Ein ganz wichtiges Thema sind die Fette. Das sind wichtige Energielieferanten und Geschmacksträger. Auch beim Selberkochen muss der Fettgehalt stimmen, d. h. mindestens 15% Fettanteil sollte gewährleistet werden. Dabei sind tierische Fette für Fleischfresser besser zu verwerten und pflanzlichen Fetten vorzuziehen. Besonders wichtig ist der Gehalt an ungesättigten Fettsäuren in einem ausgewogenen Verhältnis.

Ist Barfen immer besser?

Unter Berücksichtigung der vorgenannten Aspekte scheint die Rohfütterung also immer die bessere Alternative zu sein, denn wenn man das Fleisch roh verfüttert sind ja neben dem Saft und den Fetten auch noch alle Vitamine enthalten.

Grundsätzlich stimmt das. Allerdings gibt es Tiere, die gegartes Futter wesentlich besser verdauen können als im rohen Zustand. Das trifft in erster Linie für solche Hunde und Katzen zu, deren Darmflora nicht voll ausgebildet oder massiv geschädigt ist. Insbesondere bei Futtermittelunverträglichkeiten ist es häufig so, dass die Tiere gegartes Futter besser vertragen können. Probleme mit der Rohfütterung kann es auch bei einigen chronischen Erkrankungen (Bauchspeicheldrüsenerkrankungen, IBD …) geben, bei denen gekochtes Futter zunächst eher zu empfehlen ist. In solchen Fällen sollten Sie sich beraten lassen und das Problem zusammen mit einem/r Tierernährungsberater/in in Angriff nehmen.

Katzen sind besondere Fresser

Insbesondere Katzen reagieren manchmal unerwartet auf BARF-Futter und lehnen dieses ab. Insbesondere trifft das zu, wenn die Tiere lange an Industriefutter, womöglich sogar Trockenfutter mit verführerischen Lockstoffen gewöhnt wurden. In solchen Fällen muss man die Umstellung eventuell stufenweise vollziehen und sich über Nassfutter aus Dosen und gekochtes Futter langsam an die Rohfütterung annähern.

Sollte das rohe Futter trotzdem nicht akzeptiert werden, ist die Umstellung von Trockenfutter auf Nassfutter aber auch bereits ein sehr wichtiger Schritt, denn gerade für Katzen ist Trockenfutter denkbar ungeeignet, vor allem wegen der fehlenden Feuchtigkeit (Nieren!) und dem Zuviel an pflanzlichen Inhaltsstoffen (die Katze ist ein Fleischfresser!).

Darf man die Fütterungsarten auch kombinieren?

Die verschiedenen Arten der Fütterung kann man natürlich auch kombinieren. Insbesondere in einer Umstellungsphase bietet sich das an. So kann man bei der Umstellung auf Rohfütterung zunächst das alte Futter weiter füttern und zunächst kleine Mahlzeiten mit dem neuen Futter einschieben.

Bezüglich BARFEN und Selberkochen oder Fertigfutter (Nassfutter) ist es auch durchaus denkbar abzuwechseln. Zum Beispiel im Urlaub, wenn es einfacher ist, ein artgerechtes hochwertiges Fertigfutter mitzunehmen. Oder bei Berufstätigen, die unter der Woche zeitbedingt lieber Fertigfutter füttern und am Wochenende dann selbst kochen oder BARFEN.

Was man aber unbedingt vermeiden sollte: Bitte mischen Sie niemals verschiedene Futterarten in einer Mahlzeit. Das kann zu Verdauungsproblemen führen, da Rohfutter und Selbstgekochtes bzw. Dosenfutter unterschiedliche Anforderungen an die Verdauungsleistung haben. Insbesondere sollte man auch niemals Trockenfutter mit Rohfutter oder Nassfutter mischen.