Neben Hafer, Hanf und Sonnenblumenkernen gibt es noch viele andere Saaten, die gefüttert werden können. Die drei genannten sind aber die wichtigsten und bekanntesten. Sie liefern dem Pferdeorganismus nicht nur wertvolle Energie, sondern versorgen ihn auch mit verschiedenen Vitaminen und wichtigen Mineralstoffen wie Kalzium, Magnesium, Zink, Eisen, Kalium und Phosphor. Saaten enthalten leicht verdauliche Proteine (Eiweiße). Diese benötigt das Pferd zwingend zum Aufbau und der Reparatur von Körperzellen. Deshalb dürfen sie ihm nicht vorenthalten werden. Das bedeutet, dass auch Pferde, die sich in einem Heilungsprozess befinden, Proteine benötigen. Leider wird das immer wieder missachtet (etwa bei Hufrehe-Patienten). Und auch im Fellwechsel sind ausreichend Proteine sehr wichtig für Pferde.

Ballaststoffe werden zwar nicht verstoffwechselt, sie haben aber auch eine wichtige Funktion für die Verdauung. Auf dem Weg durch den Verdauungstrakt bilden sie Schleimstoffe, schützen die Magen- und Darmschleimhaut und helfen bei der Vorbeugung gegen übermäßigen Wurmbefall. Körner und Saaten enthalten einen hohen Anteil an Ballaststoffen.

Hafer

Ein Klassiker in der Pferdeernährung ist der altbekannte Hafer, der heute zu Unrecht bei vielen Pferdehaltern in Ungnade gefallen ist. Hafer ist nämlich sehr gut verdaulich und hat von allen Getreidearten die höchste Stärkeverdaulichkeit für Pferde. Hafer ist ein wichtiger Energie- und Nährstofflieferant. Anderen Getreidesorten ist er auf jeden Fall vorzuziehen.

Hafer ist eine ganz natürliche Nährstoffbombe, die moderate Energie liefert. Hafer enthält viele essentielle Aminosäuren, hat einen hohen Rohfasergehalt und enthält viel essentielle Omega-3-Fettsäuren. Hafer versorgt das Pferd aber auch mit Mineralstoffen und verschiedensten Vitaminen. Zum Beispiel enthält er viel Vitamin E, das wichtig ist für Immunsystem, Verdauung, Muskulatur und Haut.

Nicht zuletzt dient Hafer nicht nur als Energie- und Nährstofflieferant, sondem er macht das Pferd auch satt und damit zufrieden und ausgeglichen.

Ölsaaten

Für einen funktionierenden Stoffwechsel benötigen Pferde auch wertvolle Fette und Fettsäuren. Viele Pferdehalter fügen dem Pferdefutter aus diesem Grund Pflanzenöle hinzu. Leider weniger bekannt ist die Tatsache, dass extrahierte Öle vom Pferdeorganismus nicht gut verstoffwechselt werden können. Öle gehören daher nicht in Pferde.

Sehr viel sinnvoller ist die Zufütterung von Ölsaaten, die vom Pferd gut verstoffwechselt können und den Körper optimal mit Fetten und Fettsäuren versorgen. Am besten werden die Ölsaaten vor der Fütterung entweder ausreichend lange eingeweicht oder in einer Kaffeemühle gemahlen.

Hanfsamen

Hanf ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt und wurde in China schon vor vielen Tausend Jahren genutzt. Bei uns kennt man heute zwar das Hanföl als gesunde Zutat für Salatdressings, die Bedeutung der Samen für die Ernährung von Tieren ist aber noch weitgehend unbekannt. Dabei gehören die Ölfrüchte der Hanfpflanze zu den ernährungsphysiologisch hochwertigsten Samen.

Hanfsamen beinhalten in rein natürlicher organischer Form viele Vitamine sowie Mineralien und Spurenelemente, wie Magnesium, Zink, Kalium, Calcium, Phosphor und Eisen. Die antioxidativ wirkenden Vitamine C und E sowie B-Vitamine sind reichlich enthalten wie auch wichtige sekundäre Pflanzenstoffe und Flavonoide. Alle Nährstoffe liegen im Hanfsamen in für den Pferdeorganismus leicht verfügbaren Verbindungen vor, so dass sie hervorragend verstoffwechselt werden können.

Übrigens: Ihr leicht nussiger Geschmack macht Hanfsamen für Pferde sehr attraktiv.

Sonnenblumenkerne

Sonnenblumenkerne haben einen hohen Energiegehalt und liefern Proteine in leicht verdaulicher Form. Daher sind sie besonders im Winter eine hervorragende Futterergänzung. Da sie sehr fetthaltig sind, können sie dabei helfen starke Gewichtsverluste zu vermeiden. Auch zum Aufpäppeln nach Gewichtsabnahme sind sie gut zu verwenden.

Für Pferde sind Sonnenblumenkerne viel besser zu verstoffwechseln als das entsprechende Pflanzenöl. Auch in der Natur bedienen sich Pferde an den Samen verschiedener Pflanzen, wenn sie die Gelegenheit haben.

Die in den Sonnenblumenkernen enthaltenen Öle haben eine positive Auswirkung auf Horn und Haut bzw. Fell und sorgen für ein gesundes Aussehen sowie glänzendes Fell. Auch im Fellwechsel bewährt sich die Fütterung von Sonnenblumenkernen ganz besonders.

Eiweiß in der Pferdefütterung

Vor Futtermitteln mit relevantem Eiweißanteil wird sehr oft gewarnt. Insbesondere soll Eiweiß hochgefährlich sein für Pferde mit diversen Erkrankungen. Dabei ist Eiweiß auch für die Pferdeernährung äußerst wichtig.

Eiweißarme Ernährung (Stroh, Rübenschnitzel, Mais, Grasentzug) führt zur Verarmung der Bakterien im Dickdarm. Das hat wiederum zur Folge, dass die Nahrung nicht mehr optimal verwertet werden kann. Und daraus resultieren Mangelerscheinungen und Symptome wie z. B. Durchfall und Kotwasser.

Normalerweise wird jedes „Zu viel“ an Eiweiß vom Organismus ausgeschieden. Das setzt allerdings voraus, dass der Organismus in Bezug auf Stoffwechsel und Hufe gesund ist. Im gesunden Pferdeorganismus wird Eiweiß in Keratin, also in Fell bzw. Hufhorn, umgewandelt.

Bei einer Überlastung des Organismus, d. h. wenn Stoffwechsel und Hufe gestört bzw. krank sind, kommt es zum Stau ausscheidungspflichtiger Stoffe im Blut. Eine Folge können Reaktionen der Haut sein wie z. B. Ekzeme.

Bei kranken Hufen mit verminderter Hufhornbildung, kann es zu vermehrter Haarbildung kommen. Oft lautet die Diagnose dann Cushing.

Wichtig zu wissen ist, dass der Organismus ohne ausreichend Eiweiß nicht richtig Wasser ausscheiden kann. Durch Eiweißmangel entstehen die sogenannten Hungerödeme, die Pferde dick erscheinen lassen. Es ist vollkommen kontraproduktiv, wenn Pferde deshalb immer wieder auf Diät gesetzt werden, - ein Teufelskreis.