Wichtige Aspekte der Katzenernährung
In Bezug auf die Ernährung werden Katzen und Hunde oft ähnlich gesehen. Dabei wird leider vergessen, dass Katzen reine Fleischfresser sind, während Hunde eher als Allesfresser eingeordnet werden können. Hunde sind zwar auch Fleischfresser, haben sich im Laufe ihrer Entwicklung aber viel mehr an die menschliche Ernährung angenähert als die Katze. Hunde benötigen in einer ausgewogenen Ration neben fleischigen Komponenten auch einen ausgeprägten Anteil an Gemüse und Obst. Katzen benötigen nahezu ausschließlich fleischige Nahrung mit einem nur sehr geringen pflanzlichen Anteil. Insofern kann man einer Katze nie gerecht werden, wenn man sie ernährungstechnisch wie einen "kleinen Hund" behandelt.
Weitere besondere Anforderungen an die Katzenernährung werden im Folgenden erläutert.
1. Würden Katzen Mäuse kaufen?
In der Natur ist das Beutespektrum der Katze keineswegs ausschließlich auf Mäuse beschränkt. Neben Mäusen frisst sie auch mal Vögel, Frösche, Insekten, Kaninchen und kleinere Reptilien. Bei Dosenöffner-Fütterung oder BARF-Ernährung kann problemlos das Fleisch von Geflügel, Lamm, Rind, Kaninchen, Pferd, Ziege und Wild sowie auch Fisch auf ihrem Speiseplan stehen. Das alles sollte ihr schmecken, wobei manche Katzen allerdings sehr wählerisch sein können. Katzenbesitzer kennen das!
Katzen sind übrigens keine Aasfresser wie Hunde. Und Katzen sind ganz sicher keine Getreidefresser. Mäuse aller Art sind eigentlich ihr Lieblingsfutter und stellen die ideale Nahrung für Mieze dar, denn sie enthalten alles, was für die gesunde Katzenernährung wichtig ist.
Die Zusammensetzung einer Katzenmahlzeit sollte sich daher auf jeden Fall an einem typischen Beutetier wie der Maus orientieren. Die Katze frisst normalerweise das gesamte Tier mit Ausnahme der Gallenblase. Den Magen mag sie eigentlich auch nicht so gern, denn der ist ihr mit seinem pH-Wert von ca. 2 zu sauer. Die übrigen Innereien werden in der Regel mitgefressen. Mit dem Darminhalt nimmt die Katze eine geringe, für sie ausreichende Menge an Kohlehydraten auf. Das mitgefressene Fell des Beutetieres dient als Ballaststoff.
Natürlich benötigt die Katze nicht nur eine, sondern mehrere Mäuse am Tag, d. h. mehrere kleine Mahlzeiten entsprechen ihrem natürlichen Fressverhalten am besten.
Übrigens: Ein ständig gefüllter Napf ist sterbenslangweilig für Mieze. Dagegen stellt eine selbst erjagte Mahlzeit ein echtes Highlight dar.
2. Fleischfresser Katze
Die Katze ist definitiv kein Vegetarier, auch Jahrtausende des Zusammenlebens mit dem Menschen haben nichts daran geändert, dass die Katze ein reiner Fleischfresser geblieben ist.
– Das Katzenmäulchen enthält ein hochspezialisiertes Raubtiergebiß mit scharfen Reißzähnen.
– Der Magensaft ist sehr sauer und ermöglicht mit seinem pH-Wert von 1,5 bis 2 eine erste Aufspaltung von Proteinen.
– Der saure Magensaft ist in der Lage ggf. mit der Nahrung aufgenommene pathogene Keime und Parasiten abzutöten.
– Der Magensaft der Katze enthält keinerlei Enzyme für die Aufspaltung von Stärke.
– Der Speichel auch nicht.
– Die Katze hat, wie andere Fleischfresser, einen vergleichsweise kurzen Darm.
– Auch die Produktion des Enzyms Amylase durch die Bauchspeicheldrüse ist sehr eingeschränkt. Amylase dient zur Stärkespaltung, wird bei einem Fleischfresser also eigentlich gar nicht benötigt.
Wichtig: Kommt es durch eine nicht artgerechte Ernährung mit großen Mengen an Kohlehydraten zu einer Überbelastung der Bauchspeicheldrüse, führt das leider sehr oft zu chronischen Entzündungen und zu dauerhaften Schädigungen dieses wichtigen Organs.
3. Die Rolle der Leber
Die Leber ist bei der Katze das zentrale Stoffwechselorgan des Körpers. Sie ist nicht nur für die Regulierung der Nährstoffaufnahme zuständig, sondern auch an den wichtigen Entgiftungsprozessen im Organismus beteiligt.
Katzen haben einen ständigen Bedarf an Nährstoffen, die ausschließlich in tierischem Eiweiß enthalten sind. Ihr Stoffwechsel verlangt mehrmals täglich nach hochverdaulichen Mahlzeiten aus tierischen Proteien und Fetten. Das ist auf die bei Katzen sehr hohe Leberenzymaktivität zurückzuführen, die vom Tier selbst nicht kontrolliert und angepasst werden kann (anders als beim Hund).
Die Leberenzyme sind bei der Katze stets aktiv und benötigen regelmäßig eine geeignete Nahrungszufuhr aus Proteinen und Fetten. Die hohe Proteinzufuhr ist wichtig für die Gluconeogenese. Das bedeutet, die Leber hat die Fähigkeit, aus den aufgenommenen Proteinen Glukose zu synthetisieren, um damit den Körper mit Energie zu versorgen. Wird der Bedarf nicht gedeckt, verstoffwechselt der Organismus sehr schnell körpereigene Proteinstrukturen aus der Muskulatur.
Nicht artgerechte Ernährung geht immer auch zu Lasten der Leber, gerade bei der Katze, bei der dieses Organ ja eine besondere Stellung einnimmt.
Übrigens ist das insbesondere bei alten und kranken Tieren ein großes Problem, denn gerade diese sind auf besonders hochwertige und hochverdauliche Ernährung angewiesen, um ihren Organismus und ihre Regulationsfähigkeit zu erhalten. Leider erhalten aber alte und kranke Tiere oft zweifelhafte Diätfuttermittel. So werden z. B. auch Katzen mit chronischer Niereninsuffizienz in der Regel mit einer stark eiweißreduzierten Spezialdiät aus bindegewebigen Schlachtabfällen und hohem Getreideanteil gefüttert. Tragisch, dass diese Tiere dann eher aufgrund von Nährstoffmangel und dessen Folgeschäden abbauen und weniger wegen ihrer Grunderkrankung. Dabei könnte man mit angepasster hochwertiger Ernährung so viel erreichen.
4. Hepatische Lipidose
Schon gewußt? Katzen dürfen nicht hungern, – vor allem moppelige Katzen nicht. Es besteht die Gefahr einer hepatischen Lipidose, einer Fettleber.
Leberverfettung durch Hungern? Klingt unlogisch, hat aber folgenden Hintergrund: Aufgrund eines Mangels an Eiweiß werden Fettdepots des Körpers eingeschmolzen, um Energie zu gewinnen. Die Fette überfluten die Leber, sammeln sich in diesem Organ und führen zu Störungen seiner Funktion bis hin zum Leberversagen.
Ein Mangel an Eiweiß entsteht aber nicht nur durch Hungern, sondern auch durch nicht artgerechte, minderwertige Fütterung, zum Beispiel mit getreidehaltigem Trockenfutter. Insbesondere trächtige, säugende und noch wachsende Katzen sind sehr empfindlich bezüglich Eiweißmangel und können am wenigsten auf artgerechte Nahrung verzichten.
Leberverfettung führt zu Appetitlosigkeit, was besonders kritisch ist, wenn Katzen ohnehin schon nicht fressen. Ansonsten können Erbrechen und Durchfall sowie apathisches Verhalten erste Anzeichen sein. Wenn dann Gelbsucht und neurologische Störungen auftreten, ist die Leber bereits nicht mehr in der Lage ihrer Entgiftungsfunktion nachzukommen.
Hochwertiges artgerechtes Futter ist die beste Vorsorge, um Krankheiten so gut wie möglich vorzubeugen, – der hepatischen Lipidose, aber auch anderen Krankheiten, in deren Gefolge diese Lebererkrankung auftreten kann.
5. Die Rolle des Taurin
Katzen benötigen außerordentlich viel Taurin (eine Beta-Aminosulfonsäure) für ein gesundes Herz, gesunde Augen und ein funktionsfähiges Nervensystem sowie auch für die Herstellung ihrer Gallensäuren. Taurinmangel zeigt sich bei Katzen insbesondere durch Herzerkrankungen (Dilatative Kardiomyopathie), Augenveränderungen oder bei Katzenkindern auch durch Entwicklungsstörungen.
Die Katze kann Taurin nicht selbst aus anderen Aminosäuren bilden wie zum Beispiel der Hund und sie benötigt sehr viel mehr Taurin als der Hund. Somit ist sie darauf angewiesen, ausreichend Taurin mit ihrer Nahrung aufzunehmen.
Taurin wird beim Kochen zerstört, deshalb setzt man Fertigfutter synthetisches Taurin zu. Allerdings weiß man bisher nicht einmal, ob das künstliche Taurin schädlich ist. Besser dürfte in jedem Fall natürliches Taurin sein, das ohnehin eine bessere Bioverfügbarkeit hat. Es ist in tierischem Gewebe ausreichend vorhanden, insbesondere in rohem Fleisch, Herz, Leber und Fisch. Eine Katze, die artgerecht ernährt wird oder viele Mäuse frisst, wird daher kein künstliches Taurin benötigen. Bei einer Unterversorgung mit tierischem Eiweiß kann allerdings recht schnell ein Taurinmangel entstehen.
Tipp: Bei Katzen, die überwiegend gekochtes Fleisch fressen, kann dem Taurinmangel recht gut durch eine Nahrungsergänzung mit Grünlippmuschelpulver entgegengewirkt werden.
6. Arginin & Carnitin
Arginin ist für Katzen lebenswichtig! Benötigt wird es für den Harnstoffzyklus, denn ohne Arginin kommt es zu Störungen in der Harnstoffproduktion. Daraus kann sehr schnell eine Amoniakvergiftung resultieren, wenn anfallendes Ammoniak nicht zu Harnstoff verarbeitet wird. Da Katzen nicht in der Lage sind, Arginin selbst herzustellen, muss diese Aminosäure über die Nahrung aufgenommen werden.
Symptome für einen Argininmangel können sich beispielsweise durch Erbrechen, Atemnot und eine blaue Zunge äußern und eine lebensbedrohliche Situation anzeigen. Bei artgerechter Ernährung der Katze mit Fleisch ist ein Argininmangel nicht zu befürchten.
Carnitin muss für die Umwandlung von Fett in Energie zur Verfügung stehen. Ein Carnitinmangel kann insofern eine der möglichen Ursachen für eine Fettleber (vgl. Punkt 4) bei Katzen sein. Carnitin ist selbst eine fettähnliche Substanz und kommt hauptsächlich im Herz sowie der Skelettmuskulatur vor.
Die Katze ist in der Lage, Carnitin aus den Aminosäuren Lysin und Methionin selbst herzustellen. Somit kann kein Mangel entstehen, wenn diese Aminosäuren in ausreichendem Maße in der Nahrung enthalten sind. Das ist bei einer Fütterung von viel rohem Fleisch in der Regel gewährleistet.